Darstellung skripturaler Minderheiten

Projekt

Projektziel

Ziel des Projekts ist die Untersuchung des musterhaften Verweises auf Brailleschrift und die Erörterung der dahinterliegenden kommunikativen Ziele der beteiligten Akteur*innen. So soll herausgearbeitet werden, wie sich Akteur*innen der Brailleschrift zur Selbstpräsentation oder Selbstinszinierung bedienen.

Frau vor Tür mit Aufschrift "Women" und Braille-Reader sowie Langstock in der Hand

Forschungsfragen

1. In welchen Kontexten und in welcher Form wird Brailleschrift symbolisch eingesetzt?

2. Welches Bild von Braille-Nutzer*innen wird wie, von wem und für wen konstruiert?

Tastatur und Braille-Reader mit Händen einer Person sichtbar

Ausgangslage

Forschung zu Brailleschrift wurde bisher im Kontext der Sonderpädagogik oder der Entwicklung von (technischen) Hilfsmitteln betrieben. Die Linguistik befasste sich hingegen – abgesehen von einzelnen psycholinguistischen Untersuchungen – nicht mit dieser Schrift. Wie Klein & Spitzmüller (2022) zeigen, existieren Schriftideologien, welche die Brailleschrift auf eine Hilfsschrift reduzieren, die mit dem Personentyp Blind registriert ist. In der Folge wird Braille hauptsächlich als Vehikel benutzt, um Kontext von ‚Blindheit‘ oder allgemein ‚Behinderung‘ zu signalisieren und gleichzeitig als Schriftprothese für Personen herangezogen, die zu einem ‚normalen‘ optischen Lesen nicht fähig wären. Die Rolle der Informations- und Signalfunktion wurde auch von Kleege (2006) durch Beispiele aus Nordamerika beschrieben, dabei zeigt Kleege auf, dass die Nutzungskontexte nicht unbedingt auf Lesende der Brailleschrift abzielen, sondern Andersartigkeit hervorstreichen sowie allgemein die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen zu Barrierefreiheit symbolisieren.

Die von Klein & Spitzmüller (2022) vorgestellte Untersuchung zeigt auf, wie die Brailleschrift – im Vergleich zu Gebärdensprache – perzipiert wird und welche diesbezüglichen schriftideologischen Vorstellungen existieren. Auf den symbolhaften Gebrauch von Braille wird grundsätzlich verwiesen, jedoch wurde dieser nicht systematisch für Österreich untersucht. Dieser Forschungslücke wollen wir uns mit dieser Untersuchung annehmen.

Rendering eines Blattes in Braille-Schrift

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